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LR-Online - 20.01.2015

Großes Interesse in Schlieben am Dokumentarfilm "Schnee von gestern"

Etwa 160 Gäste haben sich das Werk einer jungen Isrealin angesehen, das direkte Bezugspunkte zur Stadt und einem einstigen Bewohner hat

Schlieben Ist es wirklich "Schnee von gestern", den der Dokumentarfilm von Yael Reuveny, geboren und aufgewachsen in Israel und jetzt in Berlin lebend, erzählt? Keinesfalls. Es geht darin um die Geschichte ihrer jüdischen Familie, beginnend mit der Generation ihrer Großmutter Michla Schwarz.

Verein Schlieben Berga
Im Schliebener Drandorfhof blieb kein Platz frei. Das Interesse an dem Dokumentarfilm war groß.
Foto: sk

Als diese 1945 von den Nazis befreit wurde, erfuhr sie, dass auch ihr Bruder Feiv'ke überlebt hatte. Er war Häftling im Schliebener KZ-Außenlager von Buchenwald. Doch zu einem Wiedersehen, das in Lodz stattfinden sollte, kam er nicht. Stattdessen gab es Hinweise, dass er auf den Weg zu ihr — in antisemitische Aktivitäten verwickelt — ums Leben kam. Ein Irrtum, der fortan ihr Leben in Israel und das ihrer Nachkommen für Jahrzehnte prägen sollte.

Enkelin Yael hat zu Hause Fragen gestellt, hat den Ort, an dem Feiv'ke Schwarz als Peter Schwarz mit seiner Familie lebte, besucht und auch dort Fragen gestellt. Das war vor sechs Jahren. Begleitet von einem Filmteam. Etwa 160 Stunden Material hat sie dabei gesammelt — obwohl "die Schliebener, die sie angesprochen hat, sich zumeist sehr zögerlich darauf eingelassen haben. Genau so, wie wir es auch erlebt haben, als wir begannen, die Geschichte des Lagers aufzuarbeiten", erinnert sich Uwe Dannhauer, Vorsitzender des Vereins "Gedenkstätte KZ-Außenlager Schlieben-Berga".

Herausgekommen ist ein mehrfach preisgekrönter anderthalbstündiger Dokumentarfilm, der bei der Generation von Michla und Feiv'ke Schwarz beginnt und über die Generation der Eltern von Yael Reuveny und ihrem Cousin Stefan bis ins Heute reicht. Im Schliebener Drandorfhof blieb kein Platz frei, als er gezeigt wurde. "Ich bin überwältigt von dieser Resonanz", gesteht Dannhauer, der mit seinen Vereinsmitgliedern schon seit Längerem bestrebt war, den Film nach Schlieben zu holen. Zuvorgekommen ist ihm dabei der Landtagsabgeordnete Andreas Kuhnert, der die Dokumentation in Berlin sah. Danach war für ihn sofort klar: "Diesen Film, der so viel mit Schlieben zu tun hat, den muss man auch in Schlieben sehen."

Er und die Vereinsmitglieder um Uwe Dannhauer stießen auf großes Interesse. Etwa 160 Gäste wurden gezählt. Zu einer großen Diskussion danach ist es zwar nicht gekommen, aber Inge Krause hat das ausgesprochen, was vermutlich viele dachten: "Vielen Dank für den Mut, so einen Film zu machen", sagte sie zu Yael Reuveny. Die Rentnerin zeigte sich ergriffen, dass sie junge Regisseurin auf diesem Weg ihre Familien in Israel und Deutschland wieder zusammengeführt und das Thema des sich (wieder) Annäherns nach einem Krieg und mit verschiedenen Lebensauffassungen aufgegriffen hat. "Mich haben die Gespräche der Autorin mit ihrer Mutter sehr berührt", berichtet sie später und macht deutlich, dass es wichtig sei, zu vergeben. "Ich habe acht Jahre unter Feinden gelebt und dabei persönlich erfahren, dass es auch unter ihnen liebenswürdige und hilfsbereite Menschen gab." Ihr Appell: "Wir kriegen keinen Frieden, wenn die Völker nicht zusammenstehen."

In der aktuellen Fassung mit Untertiteln sei der Film übrigens schon im Handel erhältlich, lässt Uwe Dannhauer abschließend wissen. An einer Synchronisation werde aktuell gearbeitet.

Sylvia Kunze

 
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