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Lausitzer Rundschau - 17.10.2011

Auf den Spuren der „Hölle von Schlieben“

Schlieben-Berga Etwa 50 Geschichtsinteressierte hatten sich am Samstagvormittag zu einer zweieinhalbstündigen Führung durch das Gelände des ehemaligen Außenlagers des KZ Buchenwald in Schlieben-Berga eingefunden. Fast auf den Tag genau vor 67 Jahren waren hier bei einer Explosion in der Munitionsfabrik des damaligen Leipziger Rüstungskonzerns Hugo Schneider AG (Hasag) 96 jüdische Häftlinge ums Leben gekommen.

Interessiert folgen Jürgen Klappert und Kirsten Langenbach aus Doberlug-Kirchhain den Erzählungen des Vorsitzenden des Vereins KZ-Außenlager Schlieben-Berga, Uwe Dannhauer. „Wir kennen Sachsenhausen, Dachau und Buchenwald. Dass wir ein ehemaliges Konzentrationslager direkt vor der Haustür haben, wussten wir lange nicht“, erklärt Jürgen Klappert, warum er nach Schlieben gekommen ist. Uwe Dannhauer führt ihn und die anderen der Gruppe erst zu den Munitionsbunkern und dann weiter zur Munitionserprobungsstelle. Hier, so Dannhauer, wurden die produzierten Serien getestet, ebenso Beutemunition. Anschließend hätten Häftlinge die Munitionsabfälle immer einsammeln müssen. Auch dabei seien viele von ihnen ums Leben gekommen, so der Vereinsvorsitzende. Die Besucher hören ihm andächtig zu. Auch der Hobby-Historiker Horst Jericho aus Jeßnigk. „Diese Führung ist ausgezeichnete Heimatkunde“, sagt er. Das Interesse an der Geschichte des Konzentrationslagers und vor allem an den Bunkeranlagen hatte auch Manfred Noack aus Finsterwalde nach Berga gelockt. „Ich kenne viele Bunker im Osten Deutschlands und in der Eifel. In Berga aber war ich noch nie“, sagt er.

Durch den Wald geht es zu den noch existierenden Ruinen der ehemaligen Panzerfaustproduktionsstätte, die nach dem Krieg demontiert wurde. An zehn Arbeitsplätzen wurden hier rund um die Uhr mehr als eine Million Panzerfäuste im Monat gefertigt. Schutzbekleidung gab es für die Häftlinge nicht. Wer für die Arbeit nicht mehr geeignet war, wurde nach Buchenwald zurückgeschickt. Die Häftlinge sprachen von der Hölle von Schlieben, erzählt Uwe Dannhauer. Er führt die Gruppe, darunter auch Jugendliche, weiter zur ehemaligen Küche und zum Frauenlager.

Junge Leute gibt es auch im 21 Mitglieder zählenden Verein. Dannhauers Tochter Nancy Osmani zum Beispiel. Sie arbeitet in der Arbeitsgruppe „Zwangsarbeit in der Lausitz“ mit. Dort treffen sich Vertreter aus Archiven und Gedenkstätten unter Leitung der Lehrerin Gudrun Andrich. Oder Stefan Haasch. Der 24-Jährige ist seit der Gründung des Vereins im Juli 2009 dabei und stellvertretender Vorsitzender. Ihn treibe das Interesse an der Geschichte seiner Stadt Schlieben, sagt er.

Birgit Rudow


Tief im Wald zeigte Uwe Dannhauer den Teilnehmern an der Führung die Ruinen der
ehemaligen Panzerfaustproduktion. Foto: Rudow

 
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