1938 |
Der Leipziger Rüstungskonzern HASAG (Hugo
Schneider AG) begann Land in Schlieben/Berga aufzukaufen und
errichtete eine Erprobungsstelle (Schießbahn) ein, auf der die
neuentwickelte Munition getestet wurde. |
1939
bis
1944 |
Die Arbeiten in den Produktionsstätten wurden von
Zwangsarbeitern und Kriegsgefangenen aus Indien und
Russland durchgeführt, ab Juli 1944 durch KZ-Häftlinge. Das
Areal umfasste 504 ha. Im Februar 1944 waren in der
Fabrik bis zu 888 Personen beschäftigt. |
1942 |
Mit der Entwicklung des Panzerfaust durch Dr. Langweiler
begann ein Großaufbau von Produktionsstätten. |
1944 |
Am 21. Juni 1944 fand eine Begehung durch hochrangige
SS-Leute von Buchenwald statt, unter anderem
Kommandant Pister. Grund war die Errichtung eines
Konzentrationslagers in Schlieben-Berga, da die Panzerfaust
als kriegswichtig durch den Reichswirtschaftsminister Speer
eingestuft wurde. Somit begann die Aktion “Hochlauf
Panzerfaust”. Jetzt hatte der Konzern uneingeschränkten
Zugriff auf KZ-Häftlinge.
Am 19. Juli 1944 überstellte man 998 weibliche KZ-Häftlinge aus dem KZ-Ravensbrück. Es waren hauptsächlich
Sinti und Roma, später dann französische
Widerstandskämpferinnen sowie Belgierinnen. Die Frauen
wurden in den Steinbaracken der Zwangsarbeiter in einem
extra abgezäunten Gelände untergebracht. Die Sinti und
Roma arbeiteten hauptsächlich in der Küche, die
Französinnen in der Pulverabfüllanlage.
Am 15. August 1944 trafen 1387 jüdische KZ-Häftlinge aus
Buchenwald ein. Die kamen alle aus dem HASAG-Werk aus
Skarzysko-Kamienna, welches geräumt werden musste. Mit
Ankunft der Männer reduzierte man die Frauen auf ca. 250.
Die Männer wurden in einem Holzbarackenlager
untergebracht.
Auf Grund des schnellen Aufbaus des Lagers gab es kaum
sanitäre Anlagen.
Um die geforderten 1 Millionen Panzerfäuste monatlich
fertigen zu können, forderte das Unternehmen von den KZ-Häftlingen
ein extremes Akkordsystem. Prämien wurden den
zivilen Meistern bei Überschreitung der Norm gezahlt. Die
Häftlinge wurden als Ware betrachtet. Misshandlungen,
Hunger, Krankheiten und Arbeitsunfälle forderten zahllose
Opfer.
Bekannt sind 217 Opfer, aber es sind nicht die
arbeitsunfähigen Häftlinge erfasst, die nach Buchenwald bzw.
Auschwitz deportiert worden sind. Anhand der vorhandenen
Transportlisten ist ein ständiger Austausch von Häftlingen
ersichtlich.
In der Nacht vom 11. zum 12. Oktober 1944 kam es im
Bereich der Gießerei zu einer schweren Explosion, bei der 96
jüdische Häftlinge ums Leben kamen. Ob es sich um
Sabotage oder einen Unfall gehandelt hat, ist nicht bekannt.
Große Teile der Fabrik wurden zerstört. Es begann der
sofortige Aufbau . Die Produktion der Panzerfaust wurde
bereits nach 3 Tagen wieder aufgenommen - im Freien und in
Zelten. Für den Aufbau wurden zusätzliche
Häftlingskontingente angefordert. Das mörderische
Arbeitstempo wurde noch einmal verschärft und forderte noch
mehr Opfer. Überlebende bezeichneten die Zeit nach der
Explosion bis zur Lagerauflösung als die “Hölle von
Schlieben”. |
1945
|
Anfang April 1945 verließen 2 Häftlingstransporte das Lager
in Richtung Theresienstadt. Die Zahl der Opfer auf diesen
Transporten ist uns nicht bekannt.
Am 21. April 1945 fand die Befreiung der noch ca. 130
Inhaftierten durch die Rote Armee statt.
In den 9 Monaten waren ca. 5.000 Häftlinge in dem
drittgrößten der 136 Außenlager des KZ Buchenwald in
Schlieben-Berga. |